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  • Roland duppenthaler interview 05

«Fast wie eine Familie»

Schauspieler Talk
WK
Schauspieler Roland Duppenthaler über sein Leben im WeekendKrimi-Kosmos

03. November 2025

von Peter Denlo

Mit Der Absturz wird Schauspieler Roland Duppenthaler im nächsten Februar in seinem sechsten WeekendKrimi zu erleben sein. Der Berner hat das Format lieben gelernt und kann sich fast gar nicht mehr vorstellen, was er sonst mit seinen Wochenenden machen sollte. Während einem WeekendKrimi haben wir uns zurückgezogen und ich habe Roland ausgefragt, warum er dieses Format so gerne mag. 

Wenn Roland Duppenthaler über seine Arbeit spricht, leuchten seine Augen wie Scheinwerfer im Bühnennebel. Seit 2009 steht er bei krimi.ch auf der Mörderliste – pardon: auf der Bühne. Damals hiess die Produktion «Killercasting», und Roland war – wie er selbst sagt – «zuerst gar nicht begeistert».

«Ich war einfach auf Jobsuche», erzählt er lachend. «Kollege Christoph Matti meinte, ich solle mich doch mal bei dir melden. Beim ersten Versuch war's zu spät. Du hattest keine Vakanz. Ein Jahr später das wohl seltsamste Vorsprechen meines Lebens, und schwupps, war ich drin.»

Aber die ersten Jahre waren, wie Roland es nennt, «eine ziemliche Lehrzeit». Improvisation, direkter Publikumskontakt – für einen klassischen Schauspieler kein Spaziergang. «Ich kam aus dem normalen Theaterbetrieb. Da ist man geschützt auf der Bühne. Plötzlich war das Publikum direkt vor der Nase. Und es reagierte. Sofort. Manchmal zackbum. Und natürlich auch negativ.»

Doch was anfangs einschüchterte, wurde später zur Stärke. Während dem dreitägigen Krimi-Happening Tatort Jungfrau im Jahr 2013 freundete sich Roland mit der Improvisation an. «Ich bekam plötzlich unglaublichen Spass daran, durch die spontanen Fragen des Publikums ganz neue Facetten meiner Rolle zu entdecken.»

So war dann der Schritt zum WeekendKrimi eine logische Schlussfolgerung: «Als du mich für mein erstes Krimiwochenende angefragt hast, musste ich nicht lange überlegen», gibt er zu und erklärt: «Ich habe unheimlich viel gelernt. Heute habe ich keine Angst mehr vor Impros – das hilft mir sogar als Kommunikationstrainer.» Und natürlich gab es diese Momente, die bleiben: «Ich erinnere mich, wie mich eine Kundin am Tag nach einer DinnerKrimi Vorstellung in der Migros erkannte: ‹Ah, der Herr Kommissar isch am iichaufe!›»

Ein Wochenende in einer anderen Welt
Heute ist Roland längst ein Fixstern im WeekendKrimi-Universum. An rund zwanzig Wochenenden im Jahr zieht er mit uns anderen Schauspielerinnen und Schauspieler in ein gemütliches Hotel ein, um zu morden und ermordet zu werden. «Es ist wunderbar, über drei Tage in eine andere Welt einzutauchen und sie mit den Gästen zu teilen. Das In-der-Figur-Bleiben ist anspruchsvoll, aber herrlich. Als Figur darf ich Dinge tun und sagen, die ich sonst vielleicht nicht würde.»

«Wir sind fast ein bisschen eine Familie, der Zusammenhalt ist gross», sagt er. Und man spürt: Er meint das nicht als PR-Floskel, sondern aus vollem Herzen. Schliesslich verbringen wir an diesen Wochenenden viel Zeit miteinander. «Auch wenn wir in den Rollen sind, können wir untereinander Privates austauschen. Ein Blick hier, ein kryptischer Satz da, das merken die Gäste gar nicht», verrät er augenzwinkernd.

Und dann sind da noch die Abende, an denen das Team manchmal noch spätnachts in einem Zimmer zu einer Flasche Wein zusammenkommt und fast wie am Lagerfeuer Gruselgeschichten austauscht. «Denn man erlebt mit unseren Gästen beim WeekendKrimi viele unerwartete Situationen...» Roland setzt ein verschmitztes, geheimnisvolles Lächeln auf.

Wenn Pitzi Angebote bekommt
Natürlich, wer so lange dabei ist, erlebt Skurriles. «In der Rolle der Holländerin Pitzi habe ich tatsächlich ein unmoralisches Angebot erhalten», erzählt er. «Da musste ich meine ganze Improvisationskunst auspacken, um die Missverständnisse elegant zu klären. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität waren plötzlich … sagen wir: fliessend.»

Roland nimmt's als Kompliment. Er hat seine Rolle so gut gespielt, dass dem Gast nicht mehr klar war, was Wirklichkeit und was Theater war. Und damit ist das Ziel eines WeekendKrimis aber auch jeden Schauspielers absolut erreicht.

Lieblingshäuser, Lieblingsmomente
«Welche Location magst du am liebsten?», frage ich ihn. Roland überlegt kurz: «Jedes hat seinen Charme – ob wegen des Essens, der Zimmer oder einfach der kurzen Anfahrt», grinst er. «Aber du suchst ja immer nur tolle Hotels aus. Besonders auch die Silvester-Locations, die sind immer spitze.» Roland schwärmt von vergangenen Neujahr-Krimis im Burgund oder in Italien. Dieses Jahr gehen wir nicht ganz so weit. Wir rutschen in Morges am Genfersee ins neue Jahr hinein. «Darauf freue ich mich schon sehr. Ganze vier Tage in der Rolle bleiben, Weindegustation und eine feuchtfröhliche Silvesterparty mit Gala-Menü, was will man mehr?»

Und der schönste Moment an einem solchen Wochenende? «Ganz ehrlich: das ganze Wochenende. Ich hatte noch nie am Freitag keine Lust, loszufahren. Ich freue mich jedes Mal! Besonders wenn die Gäste am Samstagabend richtig in Stimmung kommen, tanzen, lachen, und wir spüren: Sie sind völlig in unserer fiktiven Welt angekommen. Dann macht es richtig Spass. Aber auch die Samstagnachmittage, an denen wir jeweils einige Stunden Freizeit haben, gehören zu meinem Lieblingsmomenten. Denn da fahre ich meist mit den Schauspielkolleginnen und -kollegen irgendwo hin. Wir gehen gemütlich Mittag essen oder spazieren – Zeit in unserer kleine Familie.»

«Einmal musstest du anderthalb Stunden mit mir in einen Sportladen fahren, weil ich eine regenfeste Jogginghose brauchte», erinnere ich Roland. Er lacht und meint nur: «Was man nicht alles macht für die Familie...»

Wenn der Mörder zu früh stirbt
Natürlich läuft nicht immer alles glatt. «Ich sass einmal völlig entspannt im Zimmer, überzeugt, es gehe erst um elf weiter. Da klopft es an der Tür: ‹Wo bist du?› Alle warteten im Saal auf mich!», erzählt er lachend.

Und dann erinnert sich Roland an diesen legendären Moment: «Bei meinem ersten WeekendKrimi wurde der Mörder zufällig von einem Zuschauer gesehen, während oben im Hotel der Schuss fiel. Du hast blitzschnell per WhatsApp die Geschichte umgeschrieben – und wir haben das neue Szenario gleich weitergespielt. Improvisation pur!»

Lieblingsrollen und Lampenfieber
Vom charmanten Schlitzohr bis zum nervigen Stinkstiefel, Roland spielt sie alle. «Ich liebe es, den Unsympathen zu spielen, auch wenn’s anstrengend ist, wenn das Publikum dich wirklich hasst. Aber mein Herz gehört Pitzi – der holländischen Mutter des Bräutigams, die ich als Mann spielte. Ich hatte so Respekt davor, den Akzent, das Kostüm, die ganze schrille, skurrile Figur. Aber es war herrlich! Und zusammen mit dir, als meinem ‹Ehemann› Mitzi, ging richtig die Post ab.»

Und ja, Lampenfieber gehört auch bei einem Vollprofi wie Roland dazu. «Immer wieder. Besonders am Freitag kurz vor halb acht, wenn ich mich vorbereite. Dann pocht das Herz plötzlich und ich weiss: Jetzt geht’s los!»

Eine Familie mit Mordabsichten
Wenn ich ihm so zuhöre, begreife ich, was ich eigentlich bereits schon lange wusste: Für Roland ist WeekendKrimi nicht einfach ein Job. Es ist ein zweites Zuhause. Ein Zuhause, in das er jedes Wochenende gerne zurückkommet, auch wenn er darin regelmässig ermordet wird. Und trotz all der Pannen, langen Fahrten und intensiven Wochenenden, für Roland ist klar, warum er bleibt. «Ich liebe das, was wir tun und die Menschen, mit denen ich es tue. Wir verbringen diese Wochenenden gemeinsam, lachen, spielen, improvisieren, essen, feiern – und erschaffen jedes Mal eine neue kleine Welt. Das ist keine Routine. Das ist Magie. Für die Gäste, aber auch für mich.»

Wow. Manchmal sind wir ein dramatischer Haufen. Wir umarmen uns, ich danke Roland fürs offene Gespräch und für die Freundschaft. Dann ist es Zeit, dass wir wieder zu den Gästen müssen. Kaffee und Kuchen wartet – und eine weitere Leiche...

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