Mit Der Absturz wird Schauspieler Roland Duppenthaler im nächsten Februar in seinem sechsten WeekendKrimi zu erleben sein. Der Berner hat das Format lieben gelernt und kann sich fast gar nicht mehr vorstellen, was er sonst mit seinen Wochenenden machen sollte. Während einem WeekendKrimi haben wir uns kurz zurückgezogen und ich habe Roland ausgefragt, warum er dieses Format so gerne mag.
Wenn Roland Duppenthaler über seine Arbeit spricht, leuchten seine Augen wie Scheinwerfer im Bühnennebel. Seit 2009 steht er bei krimi.ch auf der Mörderliste – pardon: auf der Bühne. Damals hiess die Produktion «Killercasting», und Roland war – wie er selbst sagt – «zuerst gar nicht begeistert».
«Ich war einfach auf Jobsuche», erzählt er lachend. «Kollege Christoph Matti meinte, ich solle mich doch mal bei dir melden. Beim ersten Versuch war's zu spät – keine Vakanz. Ein Jahr später das wohl seltsamste Vorsprechen meines Lebens, und schwupps, war ich drin.»
Aber Die ersten Jahre waren, wie Roland es nennt, «eine ziemliche Lehrzeit». Improvisation, direkter Publikumskontakt – für einen klassischen Schauspieler kein Spaziergang. «Ich kam aus dem normalen Theaterbetrieb. Da ist man geschützt auf der Bühne. Plötzlich war das Publikum direkt vor der Nase – und reagierte. Sofort. Manchmal zackbum. Und natürlich auch negativ.»
Doch was anfangs einschüchterte, wurde später zur Stärke. Während dem dreitägigen Krimi-Happening Tatort Jungfrau im Jahr 2013 freundete sich Roland mit der Improvisation an. «Ich bekam plötzlich unglaublichen Spass daran, durch die spontanen Fragen des Publikums ganz neue Facetten meiner Rolle zu entdecken.»
So war dann der Schritt zum WeekendKrimi eine logische Schlussfolgerung: «Als du mich für mein erstes Krimiwochenende angefragt hast, musste ich nicht lange überlegen», gibt er zu und erklärt: «Ich habe unheimlich viel gelernt. Heute habe ich keine Angst mehr vor Impros – das hilft mir sogar als Kommunikationstrainer.» Und natürlich gab es diese Momente, die bleiben: «Ich erinnere mich, wie mich eine Kundin am Tag nach einer DinnerKrimi Vorstellung in der Migros erkannte: ‹Ah, der Herr Kommissar isch am iichaufe!›»
Ein Wochenende in einer anderen Welt
Heute ist Roland längst ein Fixstern im WeekendKrimi-Universum. An rund zwanzig Wochenenden im Jahr zieht er mit den anderen Schauspielerinnen und Schauspieler in ein gemütliches Hotel ein, um zu Morden und ermordet zu werden. «Es ist wunderbar, über drei Tage in eine andere Welt einzutauchen – und sie mit den Gästen zu teilen. Das In-der-Figur-Bleiben ist anspruchsvoll, aber herrlich. Als Figur darf ich Dinge tun und sagen, die ich sonst vielleicht nicht würde.»
Vor allem aber liebt er das Zusammenspiel mit den Kolleginnen und Kollegen. «Wir sind fast ein bisschen eine Familie, der Zusammenhalt ist gross», sagt er. Und man spürt: Er meint das nicht als PR-Floskel, sondern aus vollem Herzen. Schliesslich verbringen wir an diesen Wochenenden viel Zeit miteinander. «Auch wenn wir in den Rollen sind, können wir untereinander Privates austauschen. Ein Blick hier, ein kryptischer Satz da, das merken die Gäste gar nicht», verrät er augenzwinkernd.
Und dann sind da noch die Abende, an denen das Team manchmal noch spätnachts in einem Zimmer zu einer Flasche Wein zusammenkommt und fast wie am Lagerfeuer Gruselgeschichten austauscht. «Denn man erlebt mit unseren Gästen beim WeekendKrimi viele unerwartete Situationen...» Roland setzt ein verschmitztes, geheimnisvolles Lächeln auf.
Wenn Pitzi Angebote bekommt
Natürlich, wer so lange dabei ist, erlebt Skurriles. «In der Rolle der Holländerin Pitzi habe ich tatsächlich ein unmoralisches Angebot erhalten», erzählt er. «Da musste ich meine ganze Improvisationskunst auspacken, um die Missverständnisse elegant zu klären. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität waren plötzlich … sagen wir: fliessend.»
Roland nimmt's als Kompliment. Er hat seine Rolle so gut gespielt, dass die den Gast nicht mehr klar war, was Wirklichkeit und was Theater war. Und damit ist das Ziel von WeekendKrimi auch erreicht.
Lieblingshäuser, Lieblingsmomente
Welches Haus mag er am liebsten? Roland überlegt kurz: «Jedes hat seinen Charme – ob wegen des Essens, der Zimmer oder einfach der kurzen Anfahrt», grinst er. «Aber im Floralpina in Vitznau fühle ich mich immer wie daheim. Das Personal freut sich mit uns, den Gästen ein tolles Wochenende zu bieten – das ist einfach schön.»
«Aber du suchst ja immer so tolle Hotels aus. Besonders auch die Silvester-Locations, die sind immer spitze.» Roland schwärmt von vergangenen Jahreswechsel im Burgund und in Italien. Dieses Jahr gehen wir nicht ganz so weit. Wir rutschen in Morges am Genfersee ins neue Jahr hinein. «Darauf freue ich mich schon sehr. Ganze vier Tage in der Rolle bleiben, Weindegustation und eine feuchtfröhliche Silvesterparty mit Gala-Menü, was will man mehr?»
Und der schönste Moment? «Ganz ehrlich: das ganze Wochenende. Ich hatte noch nie am Freitag keine Lust, loszufahren. Ich freue mich jedes Mal! Besonders wenn die Gäste am Samstagabend richtig in Stimmung kommen, tanzen, lachen, und wir spüren: Sie sind völlig in unserer fiktiven Welt angekommen. Aber auch die ruhigen Nachmittage mit den Schauspielkolleginnen und -kollegen geniesse ich – das ist eben unsere kleine Familie.»
Wenn der Mörder zu früh stirbt
Natürlich läuft nicht immer alles glatt. «Ich sass einmal völlig entspannt im Zimmer, überzeugt, es gehe erst um elf weiter. Da klopft es an der Tür: ‹Wo bisch du?› Alle warteten unten!» erzählt er lachend.
Und dann war da dieser legendäre Moment: «Beim ersten WeekendKrimi wurde der Mörder zufällig von einem Zuschauer gesehen, während oben im Hotel der Schuss fiel. Peter hat blitzschnell per WhatsApp die Geschichte umgeschrieben – und wir haben das neue Szenario gleich weitergespielt. Improvisation pur!»
Oder die Beinahe-Katastrophe: «Einmal starb jemand ein bisschen zu früh und wurde prompt von einer Zuschauerin entdeckt. Ich musste mich in Sekundenschnelle unsichtbar machen.»
Lieblingsrollen und Lampenfieber
Roland spielt sie alle – vom charmanten Schlitzohr bis zum nervigen Stinkstiefel. «Ich liebe es, den Unsympathen zu spielen, auch wenn’s anstrengend ist, wenn das Publikum dich wirklich hasst. Aber mein Herz gehört Pitzi – dieser holländischen Mutter des Bräutigams, die ich als Mann spiele. Ich hatte so Respekt davor, den Akzent, das Kostüm, die ganze schrille Figur. Aber es war herrlich! Und zusammen mit meinem ‹Ehemann› Mitzi, gespielt von Peter, ging richtig die Post ab.»
Und ja, Lampenfieber gehört dazu. «Immer wieder. Besonders am Freitag kurz vor halb acht, wenn ich mich vorbereite. Dann weiss ich: Jetzt geht’s los!»
Eine Familie mit Mordabsichten
Trotz all der Pannen, langen Fahrten und intensiven Wochenenden: Für Roland ist klar, warum er bleibt. «Ich liebe das, was wir tun. Die Menschen, mit denen ich es tue. Wir verbringen diese Wochenenden gemeinsam, lachen, spielen, improvisieren, essen, feiern – und erschaffen jedes Mal eine neue kleine Welt. Das ist Magie, keine Routine.»
Und zum Schluss sagt er das, was eigentlich alles erklärt:
«Ich freue mich auf jede neue Produktion, auf jede Rolle, auf jedes Lachen des Publikums. Und ich bin Peter unendlich dankbar, dass er all das möglich macht.»
Wenn man ihm zuhört, weiss man: Für Roland Duppenthaler ist WeekendKrimi nicht einfach ein Job – es ist ein zweites Zuhause. Ein Zuhause, in dem man zwar regelmässig stirbt, aber immer wieder gern zurückkommt.