06. März 2025
von Peter Denlo
«Das Krimi-Weekend in Konolfingen war grossartig. Ein riesen Kompliment an Eure Crew. Ihr seid spitze! Mein Mann und ich freuen uns schon seeehr auf den nächsten Event von Euch», schreibt Désirée Burger auf Google. Danke schön! Auch wir hatten ein grandioses Wochenende im Schloss Hünigen – obwohl hinter den Kulissen einiges drunter und drüber ging. Aber hey, das gehört zu einer Premiere dazu!
Freitag – Zwischen Prosecco und Panik
Freitagnachmittag. Wir trudeln im Schloss ein – nervös, voller Tatendrang und mit einer inneren To-do-Liste, die sich liest wie ein Krimi-Drehbuch. Räume besichtigen, Wege checken, Schlüssel organisieren. Wo zur Hölle ist die Tür, durch die ich später sterben soll? Dann noch schnell Szenen durchgehen, Songs proben und – oh Schreck – die Tischeinteilung! Roland Duppenthaler und ich setzen uns ins Restaurant und sortieren die Gäste, während die anderen Schauspieler eine Flasche Prosecco bestellen und einschenken. Die Nerven brauchen etwas Stillendes.
Dusche, Kostüm, Styling – und schon ist es halb acht: Showtime! Der Saal füllt sich. Ich stehe als Armin Vogt bereit, begrüsse Gäste, die noch keinen blassen Schimmer haben, was auf sie zukommt. Herrlich! Die Spannung steigt, das Blut fliesst – wortwörtlich. Unsere Spezialeffekte mit platzenden Blutbeuteln funktionieren perfekt. Ich liege am Boden, das Blut sickert aus meinem Hemd. Cool. Jetzt einfach tot bleiben…
Die Gäste knabbern am feinen Essen aus der Schlossküche und noch mehr an unserem Stammbaum: Wer bin ich? Wer ist mein unehelicher Cousin dritten Grades? Die ersten finden heraus, dass sie entfernte Verwandte von JFK oder seinem Mörder Lee Harvey Oswald sind. Doch war der tatsächlich der Täter? Wir sind hier, um es herauszufinden.
Der Abend läuft wie geschmiert - naja fast. Um 21.17 Uhr beschliesse ich, mich umzuziehen – dumm nur, dass ich um 21:20 Uhr noch eine Szene mit Roland habe. Während ich mich fröhlich in mein Hotelzimmer verziehe, merkt Roland: „Mist, wo ist der Typ?“ Zum Glück improvisiert Isabelle Anne Küng mit ihm. Ich hingegen kassiere später einen freundlichen, aber deutlichen Zusammenschiss. Absolut gerechtfertigt. Aber hey, Premiere halt…
23 Uhr – der Abend ist vollbracht. Isabelle und ich genehmigen uns in der Bar einen wohlverdienten Drink – natürlich in unseren Rollen bleibend – und atmen erstmals richtig durch. Langsam kommen die anderen Schauspieler und die Gäste dazu. Der Abend war ein voller Erfolg. Jetzt heisst es nur noch gemütlich ausklingen lassen. Entspannung pur. Doch mein Bett ruft zeitig und ich falle wie ein Stein in die Kissen.
Samstag – Kaffee, Krimi und Fischknusperli
5:00 Uhr morgens. Ich bin hellwach. Der Kopf rattert: Was muss ich ändern? Wo habe ich mich gestern verhaspelt? Ich versuche mich mit Zeitunglesen abzulenken, aber na ja, wer kann schon abschalten, wenn er quasi mitten in einer Kriminalgeschichte steckt?
Beim Frühstück passiert mir dann das erste Verbrechen des Tages: Ich vergesse meinen Gehstock. Und das, obwohl ich als Jean-Luc humpeln sollte! Ich humple also am Büffet vorbei zurück aufs Zimmer, wo ich mir den Stock schnappe. Schauspieler mit Gedächtnislücken – ein Drama in mehreren Akten.
Um neun Uhr öffnet der Indizienraum. Ich liebe diesen Moment! Die Gäste wühlen sich durch meine nächtlich erdachten Hinweise. Und ja, sie stellen geniale Fragen. Manchmal so genial, dass wir uns selbst fragen: «Hä? Stimmt das überhaupt?»
Mittagspause. Während die Gäste im Indizienraum oder der Sauna entspannen, gönnen wir Schauspieler uns eine Fischknusperli-Orgie. Dazu Pommes-Frites und Salat. Das ungestörte Quatschen und Austauschen ist hilfreich. Was lief gut? Was müssen wir ändern? Und warum essen wir, als hätten wir die letzten 24 Stunden gehungert? Dabei wartet um 16:00 Uhr schon das Kuchenbuffet auf uns. Und glaubt mir: Niemand von uns ignoriert ein Kuchenbuffet.
Ein kurzer Powernap um 15 Uhr (35 Minuten – mehr geht nicht), dann geht’s weiter. Am Nachmittag fühle ich mich plötzlich voll in meinen Rollen angekommen. Die Szenen flutschen, die Gäste sind dabei, als ob sie schon seit Jahren Mörder jagen. Abends geht’s mit Vollgas weiter: Intrigen, dramatische Szenen, eine Sixties-Peace-Party, eine wilde Kostümverleihung und natürlich – noch ein paar weitere Leichen. Der Krimi zieht seine Kreise, und die Gäste fiebern der Auflösung entgegen. Um eins falle ich ins Bett. Diesmal ohne Schlafprobleme.
Sonntag – Der Teufel steckt im Indiz
Frühstück, letzte Detektiv-Fragen und dann die grosse Auflösung. Theoretisch. Praktisch fällt uns auf, dass ein Indiz am falschen Ort lag und die Ermittler auf eine völlig falsche Spur führte. Ups. Also wird die Lösung umgeschrieben. Ich präsentiere sie so überzeugend, dass alle nicken – naja, fast alle. Und in meiner Abschlussrede entschuldige ich mich vorsorglich für die logischen Lücken. Aber hey, das ist Live-Theater!
Am Ende sind alle happy, und wir haben ein Premieren-Wochenende erlebt, das so aufregend war wie ein guter Whodunit-Roman. «Meine Frau und ich haben uns prächtig amüsiert», schwärmt Detektiv Andreas Grommek. Und genau das ist der wahre Erfolg: ein Wochenende voller Spannung, Spass und – na gut – ein paar kleinen Pannen. Aber die machen es doch erst richtig lebendig, oder? Die Gäste gehen begeistert nach Hause. Und wir? Wir freuen uns schon auf das nächste Krimiwochenende – hoffentlich mit weniger Pannen und mehr Prosecco!
Danke an Regula Hefti für Fotos!